Diabetes und Herzgesundheit: Höheres kardiovaskuläres Risiko bei Frauen

Inhaltsverzeichnis

Wie sich das Geschlecht auf das Herz-Kreislauf-Risiko bei Diabetes auswirkt

Apfel, Zuckerstücke und eine Insulinspritze

Frauen haben vor der Menopause ein geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Männer. Doch bei einem bestehenden Typ-2-Diabetes kann sich dieser Vorteil umkehren: „Frauen mit Diabetes erleiden häufiger Herzinfarkte und Schlaganfälle als männliche Diabetiker. Dieses erhöhte kardiovaskuläre Risiko ist in der Öffentlichkeit noch wenig bekannt – und wird auch in der medizinischen Praxis oft unterschätzt“, betont Priv.-Doz. Dr. med. Damir Erkapic, der gemeinsam mit Prof. Dr. med. Dursun Gündüz die Kardiologie in Siegen leitet. Wie erklärt sich dieser Zusammenhang?

Warum ist das Herzinfarktrisiko für Frauen mit Diabetes höher? Antworten aus der Kardiologie in Siegen

Studien zeigen, dass Frauen mit Diabetes bereits im prädiabetischen Stadium eine schlechtere Gefäßgesundheit haben als Männer. Doch dieser gesundheitlich problematische Zustand bleibt oft unerkannt. Hinzu kommt, dass Frauen nach der Menopause durch den sinkenden Östrogenspiegel ihren natürlichen Gefäßschutz verlieren. Dies kann zu einem erhöhten Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle und Herzinsuffizienz führen. Besonders alarmierend: Frauen mit Diabetes erleiden der Medizinstatistik zufolge nicht nur früher Herzinfarkte als männliche Diabetiker, sondern haben auch eine höhere Sterblichkeitsrate nach einem Infarkt.

Früherkennung und geschlechtsspezifische Prävention sind entscheidend

Um das erhöhte Risiko von Frauen mit Diabetes zu senken, sind gezielte Präventionsmaßnahmen notwendig. Ärzte sollten verstärkt auf Vorsorge-Screenings zur Früherkennung eines Prädiabetes bei Frauen setzen. Zudem zeigen Studien, dass Frauen mit Typ-2-Diabetes besonders von einem gesunden Lebensstil profitieren. Bereits zwei Stunden Sport pro Woche können das Herz-Kreislauf-Risiko erheblich senken. „Das gilt im Übrigen auch für gesunde Frauen ohne Diabetes“, ergänzt Damir Erkapic. Er appelliert dafür, die geschlechtsspezifischen Unterschiede beim kardiovaskulären Risiko von Diabetikern in der Medizin stärker in den Fokus zu rücken. „Ein frühzeitiges Screening, eine individuelle Therapie und eine bewusste Lebensweise können entscheidend dazu beitragen, schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Frauen mit Diabetes zu verhindern.“

Quelle: James Palmer, Amelia Lloyd, Lloyd Steele, James Fotheringham, Dawn Teare, Javaid Iqbal, Ever D. Grech: Differential Risk of ST-Segment Elevation Myocardial Infarction in Male and Female Smokers. In: Journal of the American College of Cardiology, Volume 73, Issue 25, 2019, Pages 3259-3266.

Facebook
Email
Picture of  Professor Dr. Dursun Gündüz

Professor Dr. Dursun Gündüz

Chefarzt Kardiologie & Angiologie

Mehr Erfahren »