Kardiologie: Wann ist Langzeit-Blutdruckmessung sinnvoll?

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Kardiologie: Wann ist Langzeit-Blutdruckmessung sinnvoll?

Die Langzeit-Blutdruckmessung gehört zu den Standarduntersuchungen in der Kardiologie

KÖLN. Hoher Blutdruck (med. Hypertonie) ist ein bedeutender Risikofaktor für Herzinfarkt, Herzinsuffizienz sowie Erkrankungen von Gehirn und Nieren. Leider steigen die Betroffenenzahlen nicht nur in Deutschland, sondern weltweit seit Jahren. Messungen des arteriellen Blutdrucks gehören zur medizinischen Standarddiagnostik. Fallen erhöhte Werte auf, schließen Ärzte häufig eine Langzeit-Blutdruckmessung an, um ein Tagesprofil zu erhalten, das gegenüber einer Einzelmessung aussagekräftiger ist.

Welchen Stellenwert nimmt die Langzeit-Blutdruckmessung in der Kardiologie ein?

In den aktuell gültigen Hypertonie-Leitlinien der European Society of Cardiology (ESC) erfuhr die Langzeit-Blutdruckmessung 2018 eine Aufwertung, denn die Erfassung mehrerer Werte über den Tag verteilt zeigte in Studien klare Vorteile gegenüber Messungen in der Arztpraxis.
„Sie erlaubt die Bildung verlässlicher Mittelwerte für Tag und Nacht, denn es gibt Menschen, die bei einem Arztbesuch vor Aufregung einen höheren Blutdruck haben, die sogenannte Weißkittelhypertonie. Daneben gibt es die maskierte Hypertonie, bei der die Werte zum Beispiel nachts ansteigen und somit der Praxismessung entgehen“, berichtet Prof. Dr. Dursun Gündüz, Chefarzt der Kardiologie in Siegen.

Um einen Langzeit-Blutdruck zu messen, erhält der Patient üblicherweise ein Täschchen mit einem Messgerät, das an eine Blutdruckmanschette am Oberarm gekoppelt ist. In der Regel wird damit der Blutdruck über 24 Stunden aufgezeichnet, wobei das Gerät tagsüber alle 15 Minuten und nachts alle 30 Minuten misst. Eine Alternative stellt die wiederholte, eigenständige Selbstmessung zu Hause mit einem handelsüblichen Blutdruckmessgerät dar.

Welchen Stellenwert nimmt die Langzeit-Blutdruckmessung in der Kardiologie ein?

Die Langzeit-Blutdruckmessung dient zum einen der Diagnosestellung der arteriellen Hypertonie. Anhand der Messwerte wird der Schweregrad eingeschätzt und über die Therapie entschieden. Bei Werten über 140/90 mmHg werden Medikamente zur Blutdrucksenkung verordnet. Bei leicht darunter liegenden „hochnormalen“ Werten kann zunächst eine Änderung des Lebensstils versucht werden, mit mehr Bewegung und einer gesünderen Ernährung.

 

Im Verlauf der Therapie kommt die Langzeit-Blutdruckmessung auch als Kontrolluntersuchung infrage. So kann zuverlässig beurteilt werden, wie gut die Behandlung wirkt und ob sie angepasst werden muss. „Zahlreiche Studien belegen, dass die Senkung des Blutdruckes auf Normalwerte wichtig ist, um gefürchteten Folgeschäden wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder Demenz vorzubeugen“, informiert PD Dr. Damir Erkapic, ebenfalls Chefarzt der Kardiologie Siegen.

 

Selbstverständlich gehört die Langzeit-Blutdruckmessung auch im Diakonie Klinikum Jung-Stilling in Siegen zu den grundlegenden Diagnostik-Instrumenten. In der kardiologischen Abteilung werden sowohl ambulant als auch stationär Patienten aus Siegen und den umliegenden Städten und Gemeinden, bis in den Einzugsbereich Köln, behandelt.

Das Wichtigste auf einen Blick: Fragen und Antworten (FAQ) zur Langzeitblutdruckmessung

Langzeitblutdruckmessung – was ist das?

Die Langzeitblutdruckmessung ist eine spezielle Form der Blutdruckdiagnostik. Dabei wird der Blutdruck über einen Zeitraum von 24 Stunden regelmäßig gemessen. Im Gegensatz zur einmaligen Messung liefert sie ein umfassendes Bild über die Blutdruckwerte im Tagesverlauf und während der Nacht. Dafür wird ein sogenanntes Langzeit-Blutdruckmessgerät eingesetzt. Dabei handelt es sich um ein tragbares Gerät, das über eine Manschette am Oberarm den Blutdruck in regelmäßigen Intervallen automatisch misst und aufzeichnet. Die 24 Stunden-Blutdruckmessung kommt insbesondere dann zum Einsatz, wenn Verdacht auf Bluthochdruck oder eine unzureichende Blutdruckeinstellung besteht.

Wie funktioniert eine Langzeitblutdruckmessung?

Für eine Langzeitblutdruckmessung wird dem Patienten / der Patientin ein tragbares Messgerät angelegt, das über eine Manschette am Oberarm mit dem Langzeit-Blutdruckmessgerät verbunden ist. Dieses misst tagsüber in der Regel alle 15 Minuten und nachts alle 30 Minuten den Blutdruck automatisch. Die Erfahrungen mit der 24 Stunden-Blutdruckmessung zeigen, dass das Verfahren für viele Patienten gut tolerierbar ist – auch wenn das regelmäßige Aufpumpen der Manschette als störend empfunden werden kann. Die Daten werden anschließend vom Arzt ausgewertet, um individuelle Blutdruckmuster zu erkennen, zum Beispiel nächtliche Blutdruckabfälle oder morgendliche Blutdruckspitzen.

Wozu wird eine Langzeitblutdruckmessung durchgeführt?

Die Langzeitblutdruckmessung dient mehreren Zwecken: Sie hilft nicht nur bei der Erstdiagnose von Bluthochdruck, sondern auch bei der Unterscheidung zwischen verschiedenen Blutdruckmustern – wie Weißkittelhypertonie oder maskierter Hypertonie. Darüber hinaus kann sie eine präzise Therapiekontrolle bei Patienten gewährleisten, die bereits blutdrucksenkende Medikamente einnehmen. Auch zur Beurteilung des Risikos für Herz-Kreislauf-Erkrankungen liefert sie wertvolle Informationen. Das Langzeit Blutdruckmessgerät dokumentiert, ob der Blutdruck über den gesamten Zeitraum hinweg im Zielbereich bleibt oder ob auf Grundlage der Daten Therapie(anpassung) erfolgen sollte.

Welche Komplikationen können bei einer Langzeitblutdruckmessung auftreten?

Ernsthafte Komplikationen sind bei einer Langzeitblutdruckmessung nicht zu erwarten. In seltenen Fällen berichten Patientinnen und Patienten über leichte Hautreizungen durch die Manschette oder Schlafstörungen durch das nächtliche Aufpumpen des Geräts. Auch Druckgefühl oder vorübergehende Schmerzen im Arm können auftreten, insbesondere wenn die Manschette zu eng sitzt. In seltenen Fällen kann es zu leichten Blutergüssen an der Messstelle kommen. Dr. P.D. Damir Erkapic: „Insgesamt zeigen jedoch die meisten Erfahrungen mit der 24 Stunden-Blutdruckmessung, dass die Untersuchung gut verträglich ist und einen hohen diagnostischen Nutzen bietet.“

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Professor Dr. Dursun Gündüz

Chefarzt Kardiologie & Angiologie

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